Margret SchopkaBlüten? Den burgundischen Herzögen im 15. Jahrhundert schien das Paradies mit all den Blumen ihrer Welt auf Tapisserien und Tausendblumenteppichen weiter zu bestehen. Nun, auf der uns zugewandten Unterseite von Auslegware leuchten die Farben eigentümlich ausgeblichen: Natürlich-morbide und künstlich-fahl. Blütenblätter, Acryl, Moos und Stoff transformieren sich auf dieser Grenzschicht in eine gleichzeitig unromantische, analytische und intuitive Welt, die der Betrachter mit eigenen Gedanken erkundet. Memento Mori: Unter dem verschlissenen Bodenbelag liegt kein Strand. Wir können uns eine Liebesblume noch vorstellen, aber in den Gärten unseres Jahrhunderts erblühen gentechnisch programmierte Hybride. Heute fragen wir, welche Gensequenz manipuliert wurde, ob die Blüte eine Blüte oder ob sie eine Blüte im Sinne einer Fälschung ist, ob sie infektiös sein könnte, und ob die Früchte, so gestört wir die Welt hinterlassen, uns noch wohl gesonnen sein werden. Es ist hier jedoch mehr wahrgenommen als das sonst nur Gekippte und Gekehrte: Alle Blätter welken im Übergang zu neuer Blüte. Ohne das Vergehende können neue Geschöpfe nicht entstehen. Im Zerfall, in vergessenen Orten, im Verblassen liegt melancholische Schönheit. Was tun? Könnte ich an einem Garten arbeiten, dessen Blumen und Blüten eine Lust sind? Volker Hamann 1000blumenteppich Blütenblätter und Acryl collagiert auf der Rückseite von Industrieteppichboden,118x 110 cm, 2010 |